Es war im Jahre 1788, als Adolph Freiherr von Knigge sein gleichnamiges Werk und damit die ersten Benimmregeln für den Umgang mit Menschen veröffentlichte. Heutzutage steht sein Name stellvertretend für Benimmregeln aus fast jedem Bereich des Lebens — so natürlich auch für das Camping — und beinhaltet die wichtige Kunst, sich nicht zu blamieren. Damit auch du auf deiner Wohnmobil-Campingreise durch Australien oder Neuseeland keine bösen Überraschungen erlebst und den Menschen als gesitteter, anständiger Camper in Erinnerung bleibst, haben wir dir hier einen Camping-Knigge mit den wichtigsten Benimmregeln zusammengestellt.

Person in campervan

Grundregeln

Ob kostenlos oder gegen einen Obolus, hast du deinen Campingplatz gefunden und bist bereit, dein Lager für die Nacht aufzuschlagen, solltest du dich unbedingt an die nun folgenden Regeln unseres Camping-Knigge halten. Diese Regeln gelten unabhängig von deinem Urlaubsland:

Regel #1: Privileg, nicht Anrecht!

Vor allem die Nutzung kostenloser Campingplätze ist kein Recht, sondern ein Privileg, also behandle sie auch so. Gehe respektvoll mit der Umwelt und eventuellen Anwohnern oder Mitcampern um, praktiziere keine Lärmbelästigung und verhalte dich vor allem nachts ruhig, um keine tierischen Anwohner aufzuschrecken.

Regel #2: Halte die Landschaft sauber

Es sollte für dich absolut selbstverständlich und reine Routine sein, Müll, Essensreste und sonstige Hinterlassenschaften ordnungsgemäß zu entsorgen (notfalls heißt das auch mitnehmen!), statt sie einfach liegen zu lassen.
Das gilt im Übrigen grundsätzlich auch für menschliche Ausscheidungen: Generell empfehlen wir, self-contained on tour zu gehen und ebenso öffentliche Toiletten zu nutzen. Sollte es jedoch passieren, dass dir weder öffentliche Toiletten noch eine Campingtoilette zur Verfügung stehen, grabe ein mindestens 30 cm tiefes Loch, tu was du tun musst, und schütte das Loch anschließend wieder vollständig zu. Das einzige was zurückbleiben darf, sind deine Fußabdrücke! Auch Reinigungsmittel wie Seife, Zahnpasta etc. müssen unbedingt von Wasserläufen ferngehalten werden. Zum Waschen und Zähneputzen genutztes Wasser muss separat in deinem Grauwassertank gesammelt werden. Ist dieser voll, solltest du dein Grauwasser ausschließlich an den dafür vorgesehenen Stellen entsorgen.

Regel #3: Das Zauberwort heißt “self-contained”

Nicht alle kostenlosen Campingplätze bieten WCs, Duschen, fließendes Wasser und ähnliche Annehmlichkeiten. In Neuseeland ist es ist deshalb sehr wichtig, dass du deinen Road Trip möglichst autark (self-contained, trifft auf all unsere dortigen Camper zu), also mit Campingtoilette und Grauwasserspeicher an Bord, bestreitest. Viele Campingplätze setzen das voraus, um dort nächtigen zu dürfen. Andernfalls wird deine Auswahl kostenloser Campingplätze in Neuseeland deutlich kleiner ausfallen. In Oz, wie Australien häufig auch genannt wird, gibt es diesen Zaubertrick jedoch nicht. Dort solltest du die zuvor genannte Regel deshalb umso mehr beherzigen und öffentliche Toiletten nutzen, wo immer du kannst… und immer schön die Schippe dabei haben!

Regel #4: Nicht Füttern und Finger weg von Tieren!

Wenn du Tiere siehst, freu dich, mach aber nicht den Fehler, sie füttern oder — noch schlimmer — anfassen zu wollen! Letzteres gilt nicht nur für Spinnen, Schlangen, etc., sondern auch und besonders für ungiftige und niedliche Tiere wie etwa Koalas, denn auch die haben es in sich. Sie können nicht nur Veilchen und gefährliche Kratzer hinterlassen, sondern auch Läuse übertragen. Sorge dafür, dass kein Müll rumliegt, den die Tiere essen könnten, denn das könnte ihr Ende bedeuten…

Regel #5: Nicht in Panik geraten!

Holzstapel, hohle Äste, Laub oder Gras sind vor allem für die gefährlicheren und giftigen Tiere potentielle Verstecke. Doch auch öffentliche Toilettenhäuschen sind beliebte Spinnen- und Skorpion-Verstecke. Steine, Baumstämme, Komposthaufen und Laub finden Schlangen ganz toll. Wenn du aufgeschreckten tierischen Einwohnern begegnest, ist es sehr wichtig, dass du nicht in Panik verfällst und nicht versuchst, sie zu verscheuchen oder in die Enge zu treiben, denn damit provozierst du sie nur noch mehr. Am besten erstarrst du zur Salzsäule (nicht mal den Mund bewegen!), bleibst ruhig und wartest, bis das Tier freiwillig weiterzieht. Das gilt jedoch nicht für jede Tierart! Mach dich am besten vor deinem Urlaub mit den möglichen Gefahren und passenden Verhaltensweisen vertraut, um Attacken zu vermeiden.

Regel #6: Schilder beachten

Insbesondere die, die “kein Camping” vorschreiben. Bei der Ankunft ist es vielleicht nicht offensichtlich, aber es könnte zum Beispiel ein von Krokodilen heimgesuchtes Gebiet, ein Naturschutzgebiet oder gar heiliges Aborigine-Land sein. Wenn sich jemand die Mühe gemacht hat, ein Schild anzubringen, dann hat das einen guten Grund! Selbiges gilt übrigens auch fürs Baden und Schwimmen! Quallen, Haie und Krokodile sind nur ein paar der Wasserbewohner, die zum Problem werden können. Auch auf gefährliche Wassertiere wird in aller Regel mit Schldern hingewiesen, die du tunlichst beachten und niemals einfach ins kalte Wasser springen solltest.

Regel #7: Kein offenes Feuer

In einem so trockenen Land wie Australien sollte jedes Feuer mit großer Vorsicht gehandhabt, oder besser noch, gar nicht erst entzündet werden. Beim Kochen über offenem Feuer könnte dieses außer Kontrolle geraten, weshalb vielerorts strikte Feuerverbote erlassen wurden, die du unbedingt einhalten solltest. Verstöße werden äußerst streng geahndet und haben hohe Strafen zur Folge. Achte auf entsprechende Schilder und gehe generell lieber auf Nummer sicher, indem du für deine Campingreise in Australien oder Neuseeland ein Wohnmobil mit Kochfeld wählst — etwa unseren Budgie mit großer Küchenzeile.

Regel #8: Augen auf in der Dämmerung

Wie in Deutschland bedeutet auch in Australien und Neuseeland die Dämmerung vor allem eines: Wildwechsel. Straßen können in dieser Zeit extrem gefährlich sein, da einheimische Tiere genau dann am aktivsten sind. Selbst mit mäßiger Geschwindigkeit ist das Anfahren männlicher Kängurus für beide Seiten nicht gesund. Versuche am besten, in dieser Zeit nicht mehr unterwegs zu sein. Sollte es sich nicht vermeiden lassen, lasse umso größere Vorsicht walten.

Campervan with sunset view

Das solltest du mitbringen

Ob Australien oder Neuseeland, für deine Campingreise im Wohnmobil solltest du dich unbedingt mit einer gewissen Grundausstattung eindecken, damit du das Abenteuer wohlbehalten und entspannt überstehen kannst. Was das beinhaltet, dazu kommen wir jetzt in unserem Camping-Knigge.

  • Festes und robustes Schuhwerk
    Die Tiere, du erinnerst dich? Festes Schuhwerk ist überlebenswichtig, deshalb vermeide Barfuß-Gänge! Mit festem Schuhwerk kannst du dich zumindest vor kleineren Tieren schützen. Bevor du dir aber Schuhe anziehst, dreh sie um und schüttele sie aus. Auch darin kann es sich nachts das eine oder andere Tier gemütlich machen!
  • Taschenlampe(n) mit ausreichend Batterien
    Wenn du dich im Dunkeln bewegst, solltest du unbedingt eine Taschenlampe mit dir führen. Australien ist für seine Wildnis bekannt und es gibt zahlreiche Tiere, von denen du vor allem Nachts lieber nicht überrascht werden willst. Als Beispiel Nummer eins seien hier Spinnen genannt, die meist nachtaktiv sind.
  • Viiiiel Trinkwasser
    Trinkwasser ist mancherorts ein seltenes Gut, deshalb bring unbedingt immer mehr davon mit, als du voraussichtlich benötigen wirst und trinke oft. In vielen kostenlosen Camps gibt es übrigens kein Trinkwasser, vor allem in den entlegeneren Gegenden. Wir raten deshalb zu Wohnmobilen mit großen Wasserspeichern. Ganz davon abgesehen: Auch wenn die meisten Australier echt großzügig und hilfsbereit sind, Schnorren ist nicht gern gesehen, vor allem bei essenziellen Lebensmitteln wie Wasser.
  • Sonnenschutz
    Australien befindet sich direkt unter dem Ozonloch, ergo brennt die Sonne hier gnadenlos auf deine Haut herunter. Sei deshalb immer mindestens mit Lichtschutzfaktor 30 unterwegs, schütze vor allem dein Gesicht gut, suche den Schatten, trinke viel und erneuere den Sonnenschutz möglichst regelmäßig. Und denk’ an Hugh Jackman, der aus Australien stammt und Hautkrebs hat, weil er diesen Tipp früher nicht befolgt hat…
  • Insektenschutzmittel
    In einigen Teilen des Landes wirst du gefühlt geradezu einen Krieg gegen Insekten führen. Das Insektenschutzmittel ist hier deine beste Waffe. Diese verflixten Mücken kommen überall hin, besonders nachts, wenn man sie am wenigsten in den Ohren summen hören möchte.
  • Kühlschrank (oder wenigstens Kühlbox)
    Das Outback mit seinen teils gnadenlos heißen Temperaturen vernichtet dein Essen innerhalb kürzester Zeit, weshalb du unbedingt einen Kühlschrank oder eine Kühlbox (zum Beispiel die tropische Eisbox in unseren Chubby-Vans) mitführen solltest. Decke dich hauptsächlich mit nicht verderblichen und trockenen Lebensmitteln ein, die du gut verpackt im Fahrzeug aufbewahrst. Andernfalls könntest du unerwünschte Besucher anlocken…
  • Gas für den Herd
    Damit du dich gut selbst versorgen kannst, wenn du dich in abgelegeneren Winkeln Australiens oder Neuseelands befindest, solltest du unbedingt immer für genug Gas sorgen und deinen Gasvorrat zeitnah aufstocken.

Andere Länder, andere Sitten: Kommunikation

Auch wenn du das vermutlich schon oft gehört hast, man kommt einfach nicht darum herum, auf diese Begebenheit hinzuweisen. Die Unkenntnis über kulturell bedingte Handlungsweisen hat bereits für viele Urlauber nicht nur den gezielten Tritt ins Fettnäpfchen bedeutet, sondern regelrecht den Tauchgang im selbigen. Der Stoff, aus dem die Missverständnisse gemacht sind, ist dabei vielfältig und unterscheidet sich auch zwischen Australien und Neuseeland leicht. Der Camping-Knigge sagt dir deshalb, was du beachten solltest.
Diese Gesten solltest du unbedingt vermeiden:

  • Victory-Zeichen mit Handrücken nach vorn
    Manch einer macht dieses Zeichen vielleicht gern im Rahmen einer lässigen Pose beim Fotoknipsen. In Australien und Neuseeland sowie allen anderen englischsprachigen Ländern solltest du diese Geste aber unbedingt unterlassen, denn dort wird sie als äußerst obszön aufgefasst: Sie ist ein Synonym für den erhobenen Stinkefinger und dürfte besonders bei einheimischen “Fotografen” nicht unbedingt auf Begeisterung stoßen…
  • Tramper-Daumen
    Wenn du in Australien mal mit deinem Fahrzeug liegenbleiben solltest und dir Hilfe von vorbeikommenden Fahrzeugbesitzern erhoffst (was in abgelegeneren Winkeln ohnehin nicht allzu häufig vorkommt), machst du dir mit dem aus Filmen bekannten Tramper-Daumen eher noch deine Chancen auf Hilfe zunichte. Warum? Der in die Höhe gestreckte Daumen bedeutet in Australien nichts anderes als “Verpiss dich!” — was der Betreffende dann meist auch tut.

Eigenheiten in Australien:

Besonders in Australien musst du dich darauf gefasst machen, direkt nach dem Kennenlernen mit Vornamen angesprochen und als “Mate” (Kumpel, Partner) bezeichnet zu werden. Das ist keineswegs mangelnder Respekt, Australier sind da eben einfach etwas weniger zurückhaltend und haben es nicht so mit Formalität. Zu Barbecues solltest du nicht ohne wenigstens einen Sixpack Bier aufschlagen und dein Steak “durch” bevorzugen. Möchtest du Gemüse oder Fisch auf den Grill packen, sind komische Blicke vorprogrammiert, das gleicht tatsächlich einem Kapitalverbrechen am beliebtesten Freizeitsport der Nation: dem Grillen. Eine Eigenschaft teilen sich Aussies und Deutsche aber immerhin: Ob geschäftlich oder privat, auf Pünktlichkeit wird größten Wert gelegt!

Eigenheiten in Neuseeland:

Neuseeland ist eine ehemalige Kolonie Englands, daher sind viele Traditionen und Feiertage britisch geprägt. Fish & Chips zählt auch hier zu den beliebtesten Snacks. Und wie man es den Engländern nachsagt, gelten auch in Neuseeland die Menschen als besonders freundlich, respektvoll, hilfsbereit, offenherzig und entspannt. Besonders auffällig ist dabei eine große Portion Zuversicht, dass jedes noch so große Problem lösbar ist. Aufgrund dieser Can-Do-Mentalität werden Bitten in aller Regel nicht abgelehnt, sondern schlimmstenfalls einfach nur kurzfristig gelöst. Fragen der Neuseeländer enden meist auf “Eh” oder “Aye”.

Wirklich ungewöhnlich ist eigentlich aber nur, dass die Straßenschuhe nicht nur in Privaträumen, sondern oft auch in Geschäften abzulegen sind. Daran solltest auch du dich unbedingt halten. Was du bitte nicht tun solltest, ist, dich über persönliche Themen (Gehalt, Singledasein, Gewichtsprobleme etc.) zu beklagen oder Barkeepern Trinkgeld zu geben (ist hier nicht üblich). Wenn du dich allerdings höflich und freundlich, rücksichts- und respektvoll verhältst, bei Unklarheiten nachfragst, pünktlich bist und eine positive Grundeinstellung und Zuversicht an den Tag legst, kannst du nur wenig falsch machen.

Fit für Australien und Neuseeland mit dem Camping-Knigge

Wer Filme wie “Der Herr der Ringe”, “Rabbit-Proof Fence” oder “Australia” gesehen hat, hat sich möglicherweise prompt in die schier unendlichen Weiten der faszinierenden Landschaften Neuseelands und Australiens verliebt — und möchte diese am liebsten sofort selbst erkunden und entdecken.

Bevor du dich aber in das Abenteuer deiner Wohnmobilreise durch Australien oder Neuseeland stürzt, solltest du die wichtigsten Regeln und Verhaltensweisen kennen und beherzigen, denn die interkulturellen Unterschiede können zu Missverständnissen führen. Wir empfehlen deshalb, sich zusätzlich zu unserem Camping-Knigge auch ein wenig mit den Bevölkerungsgruppen und ihren Gepflogenheiten vertraut zu machen.

About the Author

Bastian Graf

Bastian is the Sales & Marketing Manager here at Travellers Autobarn. He holds a Master of Commerce in Marketing and International Business Management, and 20+ years experience in campervan hire, road trips and travel.

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